Geistliche Lieder 61–70

Textgrundlage: Kleine Sammlung Geistlicher Lieder. Der Taschen-Ausgabe 5. Auflage. Elberfeld (R. Brockhaus) 1927.

Quelle für die Angaben zu Dichtern und Komponisten: Glaubenslieder. Neue Ausgabe. 7. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wuppertal/Zürich/Bielefeld (R. Brockhaus / CLV) 1998.


Lied 61

Mein Heiland, welche Huld und Liebe
Und welch Erbarmen wohnt in Dir!
Wer fasset Deine Hirtentriebe,
Womit Du pflegst die Deinen hier,
Für welche Du Dein teures Leben
Aus freier Liebe hingegeben!

Wenn ich ermüde, wenn ich leide,
Dann bleibest meine Zuflucht Du,
Du führest mich auf grüne Weide
Und leitest mich zur ew’gen Ruh’.
Und dürst’ ich – Du bist meine Quelle,
Du labst und stärkest meine Seele.

Ja, Du bist’s, der mich reichlich segnet,
Du bist und bleibst mein höchstes Gut,
Du bist’s, der freundlich mir begegnet,
Bei Dir mein Herz stets sicher ruht.
Wohin ich gehe, ich Dich finde,
Und Deine Lieb’ ich nie ergründe.

Von dieser Liebe will ich singen,
Die mich so reich, so glücklich macht,
Anbetung Deiner Treue bringen,
Die mich beschützet Tag und Nacht.
O daß sich stets mein Herz erfreue
An Deiner Lieb’ und Hirtentreue!

(Dichter unbekannt, Elberfeld 1858 · Melodie von Dmitri Bortnjanski 1751/52–1825)


Lied 62

O Lebenswort! wer dankt genug,
Daß Du im Fleisch gekommen,
Und nach der Liebe tiefstem Zug
Das Knechtsbild angenommen!
Du schämtest Dich der Sünder nicht,
Gingst selber für sie ins Gericht
Und starbst für ihre Sünden.

Kein Mensch dies Wunder fassen kann,
Kein Engel kann’s verstehen.
Der Glaube schaut’s und betet an,
Bewundert, was geschehen.
Drum sei Dir unser Lob geweiht,
Denn Dir, dem Herrn der Herrlichkeit,
Lob, Ehr’ und Ruhm gebühret.

(Str. 1 nach Philipp Friedrich Hiller 1699–1769, Str. 2 Elberfeld 1858 · Melodie Elberfeld 1853)


Lied 63

Du brachst des Todes Bande,
Allmächt’ger Heiland Du,
Hast uns, die ferne standen,
Gebracht zu Deiner Ruh’.

Dein Werk hast Du vollendet,
Du hast’s für uns erfüllt,
Dein Leiden ist beendet,
Und unser Herz gestillt.

In Dir ist uns gegeben
Ein ewig sichres Heil,
Du selbst bist unser Leben,
Bist unser köstlich Teil.

Und durch den Geist geleitet,
Ist hier Dein Joch nicht schwer.
Du hast den Weg bereitet,
Gehst selber vor uns her.

Wer fasset Deine Gnade,
Wer Deine Lieb’ und Macht!
Auf unserm Pilgerpfade
Sei Dir stets Dank gebracht.

(Friedrich Gottlieb Klopstock 1724–1803 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 64

O Liebe ohnegleichen!
Kein Sinn kann je erreichen,
Wie Du, o Herr, uns liebst.
Vergaßest Deine Schmerzen,
Trugst die nur auf dem Herzen,
Die Du so unaussprechlich liebst.

Dein Werk ist jetzt vollendet,
Der Fluch ist abgewendet,
Und Gnade uns gebracht.
Der Schuldbrief ist zerrissen,
Befreit ist das Gewissen,
Die Sünde ist zunicht’ gemacht.

Jetzt pflegest Du die Deinen,
Daß trostlos sie nicht weinen,
Noch hier verlassen stehn.
Im Geist Du sie begleitest,
Mit starker Hand sie leitest,
Die hier durch Kampf und Leiden gehn.

Und Hoffnung, tief im Herzen,
Macht stille sie in Schmerzen;
Ihr Teil bist, Jesu, Du.
Bald enden alle Leiden,
Und nie mehr wirst Du scheiden,
Wenn sie gebracht zu Deiner Ruh’.

O Liebe ohnegleichen!
Kein Sinn kann je erreichen
Die Fülle, die Du gibst.
Selbst Engel werden stehen
Und voll Anbetung sehen,
Wie Du, o Herr, die Deinen liebst.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von unbekanntem Komponisten)


Lied 65

Ich preise Dich! Du bist herabgekommen,
Du suchtest mich, hast mich dem Tod entnommen.
Nur Leben seh’ ich, – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

Ich preise Dich! Du hast Dich hingegeben,
Verlornen weihtest Du Dein teures Leben.
Nur Liebe seh’ ich – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

Ich preise Dich! Du hast Dein Blut vergossen,
Für meine Sünden ist’s am Kreuz geflossen.
Versöhnung seh’ ich – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

Ich preise Dich! Dein Werk ist ganz vollendet,
Gerechtigkeit hat mein Gericht beendet.
Nur Gnade seh’ ich – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

Ich preise Dich! Wall’ ich auch noch hienieden,
Ich wall’ mit Dir, genieße Deinen Frieden.
Erquickung seh’ ich – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

Ich preise Dich! Du bist vorangegangen,
Ich schau’ Dir nach mit sehnlichem Verlangen.
Nur Hoffnung seh’ ich – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

Ich preise Dich! Bald stillest Du mein Sehnen,
Wirst mich mit allen Heil’gen zu Dir nehmen.
O sel’ge Freude! – seh’ ich, Jesu, Dich.
Ich preise Dich! Ich preise Dich!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Clemens Müller 1815–1898)


Lied 66

Du bist, o Herr, gegangen
Schon ein ins Heiligtum,
Du hast von Gott empfangen
Ein ew’ges Priestertum.
Der Vorhang ist zerrissen,
Die Sünd’ hinweggetan.
Befreit ist das Gewissen,
Anbetend wir jetzt nahn.

Wir nahn dem Thron mit Freuden
Und mit Freimütigkeit.
Von Dir kann uns nichts scheiden
In dieser Prüfungszeit.
Du hast uns Deine Liebe
Ins bange Herz gesenkt,
Wenn hier auch nichts uns bliebe,
Bist Du uns doch geschenkt.

Jetzt weilst Du für uns droben,
Vertrittst uns allezeit,
Bis wir zu Dir erhoben,
Zu Deiner Herrlichkeit.
O seliges Vollenden,
Bei Dir, dem Herrn, zu sein,
Wo nie Dein Ruhm wird enden,
Wo wir nur Lob Dir weihn!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 67

Diese Welt ist eine Wüste,
Wo ich nichts zu wählen wüßte,
Wo ich nichts zu suchen hab’.
Habe nichts hier zu betrauern,
Zu verlieren, zu bedauern,
Brauche nichts als einen Wanderstab.

Scharf bezeichnet, klar zu sehen
Ist der Weg, den ich zu gehen,
Weil mein Jesus ging voran.
Ja, so sicher wie Sein Lieben
Ist Sein Weg, der hier geblieben,
Furchtlos schreit’ ich fort auf Seiner Bahn.

In der Wüste, wo wir gehen,
Ist ein Fußpfad nur zu sehen:
Seiner Füße Spur im Sand.
Und ich folge, ja, ich eile,
Daß ich bald die Sitze teile,
Wo Er siegreich Seine Krone fand.

Du, mein Jesus in der Höhe,
Bist’s, auf den ich wartend sehe,
Bis Du kommst entgegen mir;
Dem die Heimat Du bereitet,
Den Dein Auge hat geleitet
Durch die öde, weite Wüste hier.

Bis dahin, auf allen Tritten,
Ist der Pfad, den Du geschritten,
Stets mein Trost und meine Freud’.
Bin mit Deinem Stab zufrieden,
Bis, von diesem Staub geschieden,
Ich Dich droben schau’ in Herrlichkeit.

(John Nelson Darby 1800–1882, deutsch nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 · Melodie von unbekanntem Komponisten)


Lied 68

Weit vorgerückt
Ist schon die Nacht der Tränen.
Der Morgen naht, er stillt mein heißes Sehnen,
Wo, Herr, mein Auge Dich erblickt.

O sel’ge Stund’,
Voll Wonne und Entzücken,
Wenn Deine Braut Dir wird entgegenrücken!
„Er ist’s!“ frohlockt dann jeder Mund.

Wo ist die Nacht?
Wo sind die Kummertränen,
O Jesu, dann, wenn Du gestillt mein Sehnen,
Und ich Dich schau’ in Himmelspracht?

Ja, dann ist fern,
Was hier mich je beschweret.
Ich hab’ genug – hab’, was mein Herz begehret,
Hab’ Dich, o Jesu, meinen Herrn.

In Deiner Näh’
Genieß’ ich Wonn’ und Frieden.
Nie wird mein Mund in Deinem Lob ermüden.
O Jesu, daß ich heut’ Dich säh’!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 69

O Jesu, teures Gotteslamm!
Du wurdest an des Kreuzes Stamm
Für unsre Sünd’ geschlachtet.
Für uns gingst Du in Not und Tod,
Du opfertest Dich völlig Gott,
Für uns wardst Du verachtet.
Jetzt kann uns nichts verdammen mehr.
O Jesu, Dir sei Dank und Ehr’!

Dein glücklich Volk, o Herr, erscheint
An Deinem Tische hier vereint,
Von Deiner Lieb’ geladen.
Durch diesen Kelch und dieses Brot
Verkünden, Herr, wir Deinen Tod
Und Deine reichen Gnaden.
Nichts drücket das Gewissen mehr.
O Jesu, Dir sei Dank und Ehr’!

(Dichter unbekannt, Elberfeld 1858 · Melodie von Johann Schop 1590–1665, Johann Crüger 1598–1662)


Lied 70

Gott, mein treuer Leiter,
Deine Macht reicht weiter
Als die Macht der Welt.
Du willst selbst mich schützen,
Darf auf Dich mich stützen,
O Du starker Held.
Steh’ mir bei, erhalt’ mich treu,
Laß mich trauen Deinem Walten,
Fest an Dir mich halten.

Ich bin auf der Reise
Scheinbar eine Waise,
Müd’ und unterdrückt.
Doch in allen Stunden
Wird in Dir gefunden
Ruh’, die mich erquickt.
Ungekannt, in fremdem Land,
Walle ich hier abgeschieden,
Herr, in Deinem Frieden.

Seh’ ich alles scheiden,
Geht’s durch Kampf und Leiden,
Du erquickest mich.
Ich bin ganz zufrieden,
Habe g’nug hienieden,
Habe ich nur Dich.
Ruhig, still in Deinen Will’
Allezeit mich zu ergeben,
Bleibe hier mein Leben.

(nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 · Melodie von Johann Crüger 1598–1662)

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