Geistliche Lieder 21–30

Textgrundlage: Kleine Sammlung Geistlicher Lieder. Der Taschen-Ausgabe 5. Auflage. Elberfeld (R. Brockhaus) 1927.

Quelle für die Angaben zu Dichtern und Komponisten: Glaubenslieder. Neue Ausgabe. 7. überarbeitete und erweiterte Auflage. Wuppertal/Zürich/Bielefeld (R. Brockhaus / CLV) 1998.


Lied 21

Gott, Deiner Liebe Fülle
Macht uns getrost und stille,
Wie steil der Weg auch ist.
Will Not uns niederbeugen
Und sich kein Ausweg zeigen –
Genug, daß Du die Liebe bist!

Wir dürfen freudig sagen,
Daß Du in allen Lagen
Die Deinen nie vergißt.
Will uns der Feind betören,
Durch Zweifel gar uns stören –
Genug, daß Du die Liebe bist!

Dein Lieben ist ohn’ gleichen
Und wird nie von uns weichen,
Trotz Satans Macht und List.
Wir dürfen aufwärts schauen
Und rufen voll Vertrauen:
Genug, daß Du die Liebe bist!

(Dichter unbekannt, Elberfeld 1858 · Melodie von unbekanntem Komponisten)


Lied 22

Jesu, wahre Lebensquelle,
Sonne aller Herrlichkeit!
Gnad’ und Fried’, so reich und helle,
Kommt von Dir uns allezeit.
Weilst auch jetzt in unsrer Mitte
Und erhörst der Deinen Bitte.
Bist zum Segnen stets bereit,
Nährst und pflegst mit Freundlichkeit.

O belebe alle Glieder,
Heiland, Deines Leibes Du.
Fried’ und Freude ström’ hernieder,
Füll’ das Herz mit sel’ger Ruh’.
Und Dein Geist zeig’ uns in Klarheit
Gottes Herz voll Gnad’ und Wahrheit,
Bis sich Deine Gegenwart
Sichtbarlich uns offenbart.

Gib, daß jedes Herz sich kehre
Zu Dir, Glanz der Ewigkeit,
Jede Seele nur begehre
Dich und Deine Herrlichkeit.
Dann wird Freude uns erfüllen,
Und, ergeben Deinem Willen,
Steiget auf aus tiefstem Grund
Lob und Dank aus aller Mund.

(nach Johann Michael Hahn 1758–1819 · Melodie von Christoph Anton 1643)


Lied 23

Deine Kirche wartet noch,
Sehnet sich nach oben,
Wo sie, frei von allem Joch,
Dich wird schauend loben.
Sie ist fremd und einsam hier,
Von der Welt geschieden.
Doch, o Jesu, Du bleibst ihr,
Leitest sie in Frieden.

Ihre Ruhestätt’ ist da,
Wo kein Feind sie störet,
Wo sie, Dir auf ewig nah’,
Keine Klage höret.
Wo kein Glied vom Glied sich trennt,
Wo kein Herz erkaltet,
Wo man Liebe völlig kennt,
Wo nur Liebe waltet.

Komm, Du heller Morgenstern,
Bleibe nicht mehr lange!
O wir sehn Dein Kommen gern,
Hier wird uns oft bange.
Doch Du läßt uns nie allein –
Stärke dies Vertrauen –
Bis Du selbst uns führest heim,
Bis wir dort Dich schauen.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von unbekanntem Komponisten)


Lied 24

Dank, Jesu, Dank! O welche Huld!
Nur Gnade uns begegnet.
Hast selbst getragen unsre Schuld,
In Dir sind wir gesegnet.
Am Kreuze hast Du durch Dein Blut
Erworben uns ein ew’ges Gut,
Zur Kindschaft uns geführet.

Vor aller Zeit sind wir erwählt
Nach Gottes Wohlgefallen,
Dir, dem Geliebten, zugezählt,
Dein Geist wohnt in uns allen.
Wir werden in der Füll’ der Zeit,
Zum Lobe Deiner Herrlichkeit,
Mit Dir, Herr, alles erben.

Denn alle Dinge sind ja Dein
Im Himmel und auf Erden,
Du bist von allem Haupt allein,
Es muß Dir alles werden.
Du wirst zur Rechten Gottes sein,
Bis alle Feinde, groß und klein,
Zu Deinen Füßen liegen.

Jetzt seufzt die ganze Schöpfung noch
Und harret voll Verlangen.
Erlöse sie vom eitlen Joch,
Befrei’ sie von dem Bangen!
Mit Seufzen alles aufwärts schaut.
„Komm!“ – ruft der Geist und Deine Braut –
„Komm, Jesu, uns befreie!“

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie aus dem 15. Jahrhundert; Wittenberg 1529)


Lied 25

O Gott, an Deiner Gnade
Genüge uns allein,
So wird auf Deinem Pfade
Das Herz stets glücklich sein.

Will uns der Weg ermüden,
Und wird der Kampf uns schwer,
Bewahr’ uns Deinen Frieden,
Die Gnad’ in uns vermehr’!

Wenn Satan uns will schaden,
Und wenn die Welt uns höhnt –
Getrost! wir sind in Gnaden,
Wir sind mit Dir versöhnt.

Selbst wenn wir Mangel leiden
Und keinen Ausweg sehn,
So kann uns doch nichts scheiden,
Weil wir in Gnaden stehn.

Du wirst uns sicher leiten
Durch Deine Gnad’ und Treu’,
Du wirst uns zubereiten,
Bis alles völlig neu.

(nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 in Anlehnung an Philipp Friedrich Hiller 1699–1769 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 26

Wir warten Dein, o Gottes Sohn,
Und lieben Dein Erscheinen.
Bald ist die Wartezeit entflohn,
Bald führst Du heim die Deinen.
Wer an Dich glaubt,
Erhebt sein Haupt
Und sieht Dir froh entgegen,
Du kommst im reichsten Segen.

Wir warten Dein. Du hast uns ja
Das Herz schon hingenommen.
Jetzt bist Du uns im Geiste nah’,
Doch wirst Du sichtbar kommen.
Dann, dann wirst Du
Bei Dir uns Ruh’,
Bei Dir uns Freude geben,
Zu ew’gem Glück erheben.

Wir warten Dein – Du kommst gewiß,
Die Zeit ist bald vergangen.
Dann endet jede Kümmernis,
Dann schweiget das Verlangen.
Was wird geschehn,
Wenn wir Dich sehn?
Wir werden jauchzend singen,
Lob, Ehr’ und Dank Dir bringen.

(nach Philipp Friedrich Hiller 1699–1769 · Melodie von Severus Gastorius 1646–1682)


Lied 27

Dank, o Vater, Deiner Gnade,
Deiner Liebe, Deiner Macht,
Daß Du von des Sünders Pfade
Uns so nah zu Dir gebracht!
„Abba, Vater!“ stammeln Kinder,
„Abba!“ die erlösten Sünder.
Dein Geist zeugt mit unserm Geist,
Daß Du „Abba, Vater“ heißt.

Fern von Dir, mit Fluch beladen,
Lagen wir in Sündennacht.
Christi Blut hat uns aus Gnaden
Deinem Herzen nah gebracht.
Du hast in dem Sohn gegeben
Uns Erlösung, ew’ges Leben.
O wir danken Dir dafür,
Abba, Vater! Preis sei Dir!

(nach Julius Anton von Poseck 1816–1896 · Melodie nach Jakob Hintze 1622–1702)


Lied 28

O Jesu, treuer Hirte,
Wer liebt, wer sorgt wie Du!
Dein Schäflein, das verirrte,
Trugst Du der Herde zu.
Dein Geist mich jetzt begleitet,
Dein Auge mich bewacht,
Dein starker Arm mich leitet,
Mich schützet Tag und Nacht.

Tränkst mich an frischer Quelle,
Die grüne Au’ mich nährt.
Schützt mich an sichrer Stelle,
Wenn die Versuchung währt.
Du bist mein Licht hienieden,
Mein Trost, mein Arm im Streit.
Dein Nahsein gibt mir Frieden,
Gibt Freud’ und Seligkeit.

Bald weichen alle Sorgen
Bei der Posaune Klang.
Dann kommt ein neuer Morgen,
Dann tönt ein ew’ger Sang.
Dann wirst Du, Herr, vereinen
Um Dich die gläub’ge Schar,
Und wirst mit ihr erscheinen
Verherrlicht, wunderbar.

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Wilhelm Brockhaus 1819–1888)


Lied 29

Du, o Herr, bist hoch erhoben,
Weilst zur Rechten Gottes droben,
Nichts kommt Deiner Größe gleich.
Ja, Dein Thron ist unumstößlich,
Und Dein Leben unauflöslich,
Und Dein Reich ein ew’ges Reich.

Dein ist alle Macht und Ehre,
Dich erhöhn die Himmelschöre,
Alle Engel dienen Dir.
Alle Werke Deiner Hände,
Bis an aller Welten Ende,
Gab Dein Gott und Vater Dir.

Und auch wir sind Dir gegeben,
Ewiglich mit Dir zu leben,
Deine Herrlichkeit zu sehn,
Deine Ehr’ und Macht zu teilen,
Dir zur Rechten dort zu weilen,
Deinen Ruhm stets zu erhöhn.

(Str. 1 und 2 nach Philipp Friedrich Hiller 1699–1769, Str. 3 Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie von Johann Löhner 1691; bei Johann Adam Hiller 1793)


Lied 30

Jesu, unsre Zuversicht,
O wie reich ist Deine Gnade!
Du gibst Freude, Trost und Licht
Auf des Glaubens schmalem Pfade.
Alle Fülle haben wir,
Liebster Jesu, stets in Dir.

Unser bist Du, wir sind Dein,
Liebe hat uns so verbunden.
Unser Heil bist Du allein
Durch Dein Blut und Deine Wunden.
Nur in Dir ist sel’ge Ruh’,
Unsre Hoffnung, Herr, bist Du.

Du, Herr, läßt uns nicht von Dir,
Stehest schützend uns zur Seite.
Du gibst uns, das wissen wir,
Durch die Wüste das Geleite.
Selig, wer von Herzen spricht:
Jesu, meine Zuversicht!

(Carl Brockhaus 1822–1899 · Melodie Berlin 1653, Halle 1704)

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