Der bruederbewegung.de-Fragebogen
Ausgefüllt von August Jung am 19. September 2003

August Jung (1927–2020) wuchs in Manderbach, einem „nassauischen Dorf mit reichem christlichem Leben“, auf. Von 1947 bis 1951 besuchte er die Predigerschule des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Ewersbach; danach war er 40 Jahre als Pastor in verschiedenen Freien evangelischen Gemeinden tätig (1951–1955 Frankfurt am Main, 1955–1962 Hamm/Westfalen, 1962–1972 Wuppertal, 1972–1984 Letmathe, 1984–1990 Duisburg). Zuletzt gehörte er der Freien evangelischen Gemeinde Iserlohn an. Eines seiner Hauptinteressengebiete war die Freikirchengeschichte, zu der er mehrere Buchveröffentlichungen vorlegte (s.u.).


1. Wer hat Sie als geistliches Vorbild in Ihrem Glauben besonders geprägt?

Adolf Schlatter, Gründersohn und Professor.


2. Welchem Buch verdanken Sie entscheidende Anstöße und Einsichten?

Helmut Thielicke: Der Glaube der Christenheit, Göttingen 1947.


3. Gab es in Ihrem Leben eine Situation, die Sie als besondere „Erfahrung mit Gott“ erlebt haben? Wenn ja, welche?

Kriegsgefangenenlager Remagen, Ostergottesdienst, Berufung zum Dienst als Prediger.


4. Haben Sie eine Lieblingsfigur in der Bibel?

Natürlich: Jesus!


5. Welcher biblischen Person würden Sie gerne einmal eine Frage stellen? Welche?

Johannes: „Warum hast du die Offenbarung nicht so verständlich geschrieben, dass man nicht 2000 Jahre über ihre Auslegung streiten müsste?“


6. Gibt es einen Lieblingsbibelvers, der Sie schon länger „begleitet“?

„Christus Jesus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heilung und zur Erlösung“ (1. Korinther 1,30).


7. Wie schaffen Sie es, im Alltag Gott zu begegnen und geistlich aufzutanken?

Bibellesen, Gebete und viel bruderschaftlicher Austausch.


8. Welche Bibelübersetzung nutzen Sie in der Regel und warum?

Lutherbibel: damit groß geworden, auswendig gelernt, immer noch volksnah. Die Schriftnähe bringt mir für das NT der griechische Text.


9. Was halten Sie für die charakteristische Stärke bzw. Schwäche der Brüderbewegung? Anders gefragt: Welche Impulse/Anstöße gingen oder gehen von der Brüderbewegung aus? Welche Impulse/Anstöße würden ihr vielleicht gut tun?

Stärke: Treue zur Schrift.

Schwäche: Angst vor wissenschaftlichem Studium derselben.

Positiv: Betonung der ntl. Charismen, der Eschatologie.

Negativ: Erstarrung in dogmatischen Festlegungen nach den „Vätern“.


10. Was verbindet Sie persönlich mit der Brüderbewegung?

1. Seit Sonntagschultagen dortselbst gute Einflüsse,
2. verwandtschaftliche Verbindungen,
3. lehrmäßige und praktische Nähe in gemeindlichen Fragen.


11. Gibt es Themen oder Aspekte, die Ihrer Meinung nach in Kreisen der Brüderbewegung weniger (vielleicht zu wenig) beachtet werden? Welche stehen besonders im Vordergrund (oder werden sogar überbetont)?

Zu begrüßen ist die neuerliche Offenheit für die Brüder im anderen Lager. Besorgt sehe ich dabei die Sucht nach der Moderne (Gottesdienstgestaltung, Lieder, Bands usw.).


12. Welche Chancen und Gefahren sehen Sie in Zukunft auf die Brüderbewegung zukommen?

siehe Nr. 11


13. Sonstige Kommentare und Bemerkungen:

Und was ist mit dem Brückenschlag zwischen „offenen“ und „geschlossenen“ Brüdern? – so fragt einer, der weder dort noch dort steht.


Veröffentlichungen von August Jung:

Vom Kampf der Väter. Schwärmerische Bewegungen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dokumente aus Freien evangelischen Gemeinden und kirchlichen wie freikirchlichen Gemeinschaften. Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden 5/1. Witten (Bundes-Verlag) 1995.

Als die Väter noch Freunde waren. Aus der Geschichte der freikirchlichen Bewegung. Wuppertal/Kassel/Witten (R. Brockhaus / Oncken / Bundes-Verlag) 1999.

Julius Anton von Poseck. Ein Gründervater der Brüderbewegung. Wuppertal (R. Brockhaus) 2002.

„Die Anfänge der Brüderbewegung im Dillkreis, besonders in Manderbach“. In: 150 Jahre Christliche Versammlung Manderbach. Redaktion: Dieter Braas, Lothar Jung. Dillenburg 2003. S. 24–37. (Die Festschrift gibt es auf der Website der Brüdergemeinde Manderbach als PDF, ebenso den gleichnamigen Jubiläumsvortrag)

Israel Johannes Rubanowitsch. Judenchrist – Evangelist – KZ-Opfer. Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden 5/2. Witten (Bundes-Verlag) 2005.

Das Erbe der Väter. Die „Wittener Richtung“ und „Wuppertaler Richtung“ zwischen Dichtung und Wahrheit. Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden 5/3. Witten (Bundes-Verlag) 2007.

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