Geschichte des Botschafters bzw. der Botschaft

Über 80 Jahre lang war der Botschafter des Heils in Christo das führende Organ der deutschen Brüderbewegung; die Jahrgänge bis 1937 werden in den Kreisen der „geschlossenen Brüder“ noch heute gerne gelesen. Von Mai 1937 an diente die Zeitschrift (seit 1939 unter dem Titel Die Botschaft) vor allem den im BfC bzw. später im BEFG zusammengeschlossenen Gemeinden.

Auf dieser Seite wird die Geschichte der Zeitschrift nachgezeichnet; Grundlage ist der Artikel „Eine kurze Geschichte der BOTSCHAFT“ von Gerhard Jordy, erschienen in Die Botschaft 139 (1998), Heft 2, S. 9f. (leicht gekürzt und aktualisiert).


Carl Brockhaus (1822–1899)
Schriftleiter 1853 bis ca. 1890

Carl BrockhausIm Dezember 1852 beschloss der ehemalige Volksschullehrer und nunmehrige Geschäftsführer eines volksmissionarischen Vereins Carl Brockhaus, jede berufliche Bindung aufzugeben, um sich fortan der Verkündung des Evangeliums und der Verbreitung eines Gedankens zu widmen, der als Anliegen der Brüderbewegung in die Kirchengeschichte eingegangen ist. Neben der Weitergabe der Botschaft von Jesus Christus, wofür er Liebe und Begabung gleichermaßen mitbrachte, vertrat er die seit 1830 in Großbritannien aufgekommene Überzeugung, dass sich Christen außerhalb aller Konfessionen und Denominationen einfach nach Mt 18,20 im Namen Jesu versammeln und am Tisch des Herrn – also beim Abendmahl – die Einheit der Kirche Christi bezeugen sollten. Ohne berufliche Existenzsicherung nahm er es auf sich, mit seiner großen Familie aus Glauben zu leben. Seine Reisen kreuz und quer durch Deutschland führten bis zum Jahrhundertende zur Gründung von Hunderten von Brüdergemeinden.

Carl Brockhaus wusste von Anfang an, wie wichtig eine literarische Arbeit für Zusammenhalt und Festigung der jungen Bewegung war. Gerade in einer Zeit, in der die heute uns zur Verfügung stehenden Medien nicht vorhanden waren, bedeutete das christliche Schrifttum sehr viel. Deshalb gab er schon 1853 im Selbstverlag den ersten Jahrgang einer Monatszeitschrift heraus: Der Botschafter in der Heimath; den volksmissionarischen Charakter der Zeitschrift unterstrich das Titelblatt-Motto: „Laßt euch versöhnen mit Gott!“

Der zweite Jahrgang erschien dann unter dem Titel Botschafter des Heils in Christo, ein Name, der der Zeitschrift bis zum 86. Jahrgang (1938) blieb. Auch jetzt sollte das neue Motto, „Der Herr ist nahe!“, auf die notwendige Bekehrung und Heilsannahme hinweisen. Dennoch wurde die Zeitschrift mehr und mehr ein Blatt für gläubige Christen und vertrat in vielen Artikeln das Anliegen der „Brüder“. Auf diese Weise trug der Botschafter sehr zur Vereinheitlichung der Verkündigung in den Brüdergemeinden bei. Bei den meisten Artikeln handelte es sich um Übersetzungen von „Brüder“-Literatur aus dem Englischen und Französischen. Von Carl Brockhaus selbst erschien 1859 eine Artikelreihe unter dem Titel „Alles in Christo“, in der die Vollkommenheit des Opfers Jesu Christi am Kreuz dargelegt wurde. Die Reihe erschien später auch als Einzelschrift und bildet sein wichtigstes Werk.


Rudolf Brockhaus (1856–1932)
Schriftleiter ca. 1890–1932

Rudolf BrockhausAls Carl Brockhaus 1899 starb, hatte sich sein Sohn Rudolf in der Brüderbewegung schon längst als eine ausgesprochene Führerpersönlichkeit erwiesen, die natürlich nicht offiziell, sondern nur aufgrund ihrer geistlichen Autorität in Charakter und Lehre anerkannt war.

Rudolf Brockhaus hatte zwar noch das Baufach erlernt, sich aber dann doch ganz der Arbeit im Reich Gottes zur Verfügung gestellt. Er hatte sich schon seit Jahren dem väterlichen Verlag und dem Botschafter gewidmet, während sein Vater rastlos durch Deutschland reiste. Seit 1894 leitete er den Verlag – jetzt als R. Brockhaus Verlag, wie das Unternehmen heute noch heißt –, denn sein Vater hatte die geistliche Reife und die Lehrbegabung des Sohnes als Schriftsteller und auch als Redner erkannt, Befähigungen, in denen er den Vater stilistisch wie pädagogisch übertraf. Als Bibelausleger konnte sich Rudolf Brockhaus in biblisch-theologischer Erkenntnis und pädagogisch-angemessener Darstellung mit vielen gläubigen Theologen messen. Den Botschafter füllte er weitgehend mit eigenen Artikeln.

Gemeindliche Informationen, die man gewöhnlich neben Erbauung und Belehrung von solchen Blättern erwartet, sucht man jedoch im Botschafter jener Zeit vergebens. Es war eben ein reines Lehr- und Erbauungsblatt, was sich aber dann unter dem nächsten Schriftleiter ändern sollte.


Wilhelm Brockhaus (1882–1964)
Schriftleiter 1932–1960

Wilhelm BrockhausIm letzten Lebensjahrzehnt von Rudolf Brockhaus, der wie sein Vater durch ständiges Reisen in Anspruch genommen war, übernahm sein ältester Sohn Wilhelm die Leitung des Verlages und nach dem Tod des Vaters (1932) auch die der Zeitschrift. Hatte der Verlag durch Direktversand bisher nur in den zahlenmäßig beschränkten Leserkreis der Brüderbewegung hineingewirkt, so knüpfte Wilhelm Brockhaus jetzt auch die Verbindung zum Buchhandel, was zu einer vermehrten Verbreitung der „Brüder“-Literatur beitrug. Zugleich entsprach die Öffnung des Verlages aus seiner kommerziellen Enge aber auch einer geistigen Öffnung zum übrigen evangelikalen Schrifttum. Seit 1934 wurde im Botschafter neben der bisher empfohlenen „Brüder“-Literatur auch auf andere theologische Bücher gläubiger Autoren hingewiesen.

In jene Zeit fielen aber auch die Bedrängnisse durch die nationalsozialistische Diktatur. Das Verbot der „Christlichen Versammlung“ im April 1937 hatte zunächst Verwirrung gestiftet und das Erscheinen des Botschafters in Frage gestellt, aber mit dem Neuanfang durch die Gründung des „Bundes freikirchlicher Christen“ und die Vereinigung mit den Offenen Brüdern (Mai bzw. November 1937) befand man sich in der deutschen Brüderbewegung in einer Aufbruchsstimmung, sodass auch die Zeitschrift ab 1939 einen moderneren Namen erhielt: Die Botschaft. Auch der Bezug zu den Zeitereignissen wurde jetzt in Berichten und kurzen Kommentaren hergestellt.

Im Krieg zeigte sich aber dann, dass die NS-Regierung willens war, alles Christliche mehr und mehr einzuschränken und eines Tages wohl auch zu liquidieren. Die christlichen Zeitschriften wurden schon 1941 mit dem Argument kriegsbedingten Papiermangels verboten. Erst 1949 konnte Die Botschaft wieder erscheinen. Wilhelm Brockhaus wurde jetzt in der Schriftleitung von anderen Brüdern unterstützt, so von Carl Koch, Heinz Heinz, Horst Kanitz und schließlich von Kurt Karrenberg (Dillenburg), der 1960 die Schriftleitung übernahm. Inzwischen war aber die inhaltliche Verantwortung für die Zeitschrift auf eine breitere Grundlage gestellt worden.


Der Herausgeber-Kreis (1955–2000)

Die komplexe Situation der deutschen Brüdergemeinden seit 1949, begründet darin, dass es Brüdergemeinden innerhalb und außerhalb des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden gab (und heute noch gibt), ließ es notwendig erscheinen, Herausgabe und Schriftleitung der „Brüder“-Zeitschrift auf eine breitere Vertrauensbasis zu stellen. Ab 1. Juli 1955 wurde Die Botschaft daher von einem Kreis von Herausgebern herausgegeben, während die Verlagsrechte beim R. Brockhaus Verlag blieben. Die Herausgeber benannten den Schriftleiter und konnten ihn auch abberufen, sie bestimmten die Richtlinien der Zeitschrift, der Schriftleiter war an ihre Weisungen gebunden. Wenigstens jährlich zweimal trafen sich die Herausgeber, nahmen den Bericht über die Lage der Zeitschrift vom Schriftleiter und vom Verleger entgegen und besprachen und bestimmten für die nächsten Monate die Themen der jeweiligen Hefte und auch die Personen, die als Autoren zur Mitarbeit herangezogen werden sollten.

Die Herausgeber der ersten Stunde waren Otto Bastian (Schwelm), Fritz Ruppel (Iserlohn), Walter Schmidt (Niederschelden), Ernst Schrupp (Wiedenest) und Eugen Wever (Wuppertal). Das Abkommen über den Herausgeber-Kreis unterschrieben außerdem: als Schriftleiter Wilhelm Brockhaus, als Verleger sein Sohn Rolf Brockhaus und als Beauftragter der Barmer Konferenz vom Mai 1955 Hugo Hartnack (Betzdorf) und Kurt Karrenberg (Dillenburg).

Die Schriftleiter der folgenden Jahrzehnte waren Wilhelm Brockhaus (bis 1960), Kurt Karrenberg (1960–1966), Otto Bastian (1966–1977), Manfred Klatt (1977–1997) und Ralf Kaemper (1997–2000).

Kurt KarrenbergKurt Karrenberg (1913–1967), literarisch nicht unbegabt, widmete sich der Botschaft mit großem Einsatz. Mit seiner Artikelserie „Singt mir eins von Zions Liedern!“ arbeitete er das Liederbuch der „Brüder“ historisch auf, und mit der regelmäßigen Kolumne „Gottes Hand im Zeitgeschehen“ stellte er die Gemeinde Jesu Christi in den aktuellen Bezug zur politischen, kulturellen und religiösen Welt. Leider musste er wegen schwerer Erkrankung, die zu seinem frühzeitigen Tod führte, die von ihm sehr geliebte Arbeit 1966 aufgeben.

Otto BastianOtto Bastian (1903–1987) übernahm die Aufgabe neben seiner Unternehmertätigkeit in Schwelm. Er versuchte, unter Beibehaltung der Wesenszüge des Brüdertums der Zeitschrift ein moderneres Bild zu geben und wurde darin von dem journalistisch ausgebildeten und befähigten Horst Kanitz aus Wuppertal-Ronsdorf unterstützt.

Manfred KlattManfred Klatt (geb. 1933), ehemals Wiedenester Österreich-Missionar, gab der Botschaft mit der Ausgewogenheit zwischen biblisch-zeitbezogener Lehre und gemeindenahen Berichten in seiner zwanzigjährigen Tätigkeit eine ansprechende Form.

Ralf KaemperMit Ralf Kaemper (geb. 1963) trat im Herbst 1997 ein erneuter Generationswechsel ein. Während seiner Schriftleiterschaft kam der Gedanke auf, die Botschaft mit der seit 1968 erscheinenden Zeitschrift des „Freien Brüderkreises“, Die Wegweisung, zusammenzulegen, da das geistliche Anliegen der beiden Zeitschriften im Wesentlichen das gleiche war und außerdem durch eine höhere Auflage Kosten verringert werden könnten. Nach mehreren Gesprächen wurde im Jahr 2000 die Vereinigung beschlossen. Die bisherigen Namen wurden aufgegeben; als Nachfolgerin von Botschaft und Wegweisung erscheint seit Januar 2001 die neue Zeitschrift Perspektive (zunächst war der Titel Aufblick geplant). Schriftleiter sind Ralf Kaemper und Dieter Ziegeler (der frühere Schriftleiter der Wegweisung).

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