Die Elberfelder Bibel

Die Brüderbewegung in Deutschland ist untrennbar mit der Geschichte der sog. „Elberfelder Bibel“ verknüpft. Diese Übersetzung wurde nicht nur von führenden Persönlichkeiten aus ihren Kreisen erstellt und laufend überarbeitet, sie hat auch durch ihren Sprachstil Generationen von Lesern geprägt. Noch heute ist sie in Brüdergemeinden die meistgenutzte Übersetzung, sie findet aber auch darüber hinaus weiterhin zahlreiche Nutzer.

Im Folgenden sollen kurz die wesentlichen Eckdaten der Entstehungsgeschichte dieser Bibelübersetzung zusammengefasst werden.


Entstehungsgeschichte der Elberfelder Bibel

Bereits 1851 begann Julius Anton von Poseck mit Vorarbeiten für eine eigenständige Bibelübersetzung. Im Winter 1854/55 übersetzte er dann gemeinsam mit John Nelson Darby und Carl Brockhaus das komplette Neue Testament aus dem griechischen Grundtext ins Deutsche Erstausgabe des Elberfelder NT 1855(das 29-seitige Vorwort der Erstausgabe finden Sie hier). Die Motivation für diese Arbeit lag für die Beteiligten in der Einschätzung, dass die existierenden Übersetzungen den deutschsprachigen Leser nicht nahe genug an den Grundtext heranführten. Entsprechend konzentrierte sich die Übertragung nicht auf sprachliche Schönheit, sondern auf eine möglichst genaue Wiedergabe der Grundtextes. 1859 erschienen die Psalmen, und im Winter 1869/70 wurde auch die Übersetzung des Alten Testaments abgeschlossen. An der Übersetzung des Alten Testaments wirkte der Holländer Hermanus Cornelis Voorhoeve wesentlich mit; Poseck war nicht mehr beteiligt, da er 1857 nach England übergesiedelt war. 1871, 17 Jahre nach Beginn der Übersetzungsarbeiten, erschien schließlich die komplette Übersetzung der Bibel im Druck.

Da die Übersetzungsarbeit hauptsächlich in Elberfeld (bis 1929/30 selbständige Stadt, heute der größte Ortsteil von Wuppertal) stattfand und auch der R. Brockhaus Verlag, der die späteren Ausgaben herausbrachte, dort seinen Sitz hatte, wurde die Übersetzung als „Elberfelder Bibel“ bekannt.

Für die folgenden Auflagen übernahm Dr. Alfred Rochat (Stuttgart) zusammen mit Rudolf Brockhaus (Elberfeld), einem Sohn von Carl Brockhaus, Nacharbeiten und Revisionen am Alten Testament, Dr. Emil Dönges (Darmstadt) am Neuen Testament.


Die revidierte Elberfelder Bibel

Erstausgabe des revidierten Elberfelder NT 1975Nach dem Zweiten Weltkrieg druckte der R. Brockhaus Verlag zunächst mehrere Jahrzehnte ausschließlich ältere Ausgaben fotomechanisch nach. 1960 nahm jedoch eine „Bibelkommission“, die eine Revision der Übersetzung koordinieren und durchführen sollte, ihre Arbeit auf. Ihr gehörten Brüder aus den Brüdergemeinden im BEFG und aus dem „Freien Brüderkreis“ an, darunter Otto Bastian, Wilhelm und Rolf Brockhaus, Hugo Hartnack, Kurt Karrenberg, Fritz Ruppel und Johannes Walther. Vor allem folgende Verbesserungen wurden vorgesehen:

„Parallelstellen (nur sachlich begründete, nicht zuviel). Kapitel- und Abschnitt-Überschriften. Überholte Wörter sollen durch heute geläufige ersetzt werden (z.B. Weib durch Frau, Dirne durch Mädchen, Jehova durch HERR). Partizipien und zu lange Sätze sollen aufgelöst werden. Besseres, verständliches Deutsch nach dem neuesten heute erforschten Grundtext.“

Dennoch sollte „der für die Elberfelder Übersetzung geltende Grundsatz: ‚wortgetreu‘ [...] als erster beachtet werden“.

Im Lauf der Zeit stießen u.a. noch Ulrich Betz, Bernd Brockhaus, Gerd Brockhaus, Dr. Ulrich Brockhaus, Arno Hohage, Gerhard Jordy, Walter Schmidt, Robert Steiner, Helmut Tillmanns, Wieland Wiemer und, gegen Ende der Arbeit, Hans-Peter Willi zum Team der Bearbeiter hinzu; weitere Brüder aus der DDR halfen bei der Revision des Alten Testaments. Ernst Peiniger koordinierte die Arbeit an dem Verweis- und Parallelstellenapparat.

Im Jahr 1975 konnte die erste Ausgabe des Neuen Testaments und der Psalmen vorgelegt werden; zehn Jahre später erschien nach 25-jähriger Arbeit die erste Gesamtausgabe der „Revidierten Elberfelder Bibel“. Sie wurde 1992 erneut gründlich durchgesehen und korrigiert.

14 Jahre später wurde mit der „Elberfelder Bibel 2006“ eine nochmals aktualisierte Fassung vorgelegt, die sowohl dem Sprachwandel als auch der inzwischen konsolidierten neuen Rechtschreibung Rechnung tragen sollte. Seit 2006 ist die Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg neben dem R. Brockhaus Verlag Mitherausgeberin. Seit einigen Jahren wird der jeweils abgedruckte „Textstand“ im Impressum angegeben.


Die überarbeitete Elberfelder Bibel

Erstausgabe des überarbeiteten Elberfelder NT mit Fußnoten 1999Auch wenn es den Mitarbeitern der Revision ein Anliegen war, dass die „Elberfelder Bibel auch in der revidierten Fassung eine äußerst wortgetreue Übersetzung und die Bibel der gesamten deutschen Brüderbewegung blieb“, fand die revidierte Elberfelder Übersetzung unter den sog. „geschlossenen Brüdern“ zu keinem Zeitpunkt eine breite Akzeptanz. Verschiedene Veränderungen der Übersetzung stießen auf Widerspruch, generell wurde die Übersetzung des griechischen ekklesia mit „Gemeinde“ statt wie bisher mit „Versammlung“ kritisiert. In den Zusammenkünften, Zeitschriften und Buchveröffentlichungen der „geschlossenen Brüder“ wurde daher weiter ausschließlich die alte, nicht revidierte Elberfelder Übersetzung benutzt.

In den 80er Jahren begannen dann einige „geschlossene“ Brüder mit einer eigenständigen Überarbeitung der alten Elberfelder Bibel. 1989 erschien als erstes Ergebnis der „konkurrierenden“ Revision ein Vorabdruck des Evangeliums nach Johannes. 1996 erschien eine erste, vorläufige Ausgabe der „überarbeiteten Fassung“ (in sprachlicher Abgrenzung zur „revidierten“) des gesamten Neuen Testaments, allerdings noch ohne Fußnoten; 1999 wurde die erste Auflage mit Fußnoten-Apparat herausgebracht. 2003 wurde schließlich die erste Auflage der komplett überarbeiten Übersetzung in einer „Sonderausgabe“ vorgelegt. Sie verzichtet im Gegensatz zur Revidierten generell auf die Angabe von Parallelstellen und Zwischenüberschriften. 2005 erschien die „überarbeitete Elberfelder Bibel“ (auch: „Elberfelder Übersetzung, Edition CSV Hückeswagen“) in einer korrigierten und verbesserten Ausgabe.

Die Revidierte Elberfelder Bibel wird über den R. Brockhaus Verlag (Witten) und die Christliche Verlagsgesellschaft (Dillenburg) vertrieben (auch als CD-ROM). Die überarbeitete Version ist, ebenso wie Restauflagen der nicht revidierten Elberfelder Bibel, bei der Christlichen Schriftenverbreitung (Hückeswagen) erhältlich.


Dokumente auf bruederbewegung.de:

John Nelson Darby: Vorwort zur Erstausgabe des Elberfelder Neuen Testaments (1855). Das in späteren Auflagen nur auszugsweise und z.T. verändert abgedruckte 29-seitige Vorwort zum Elberfelder NT in seinem ungekürzten Originalwortlaut [PDF, 16 Seiten, 148 KB].

Anonym: Rez. Neue Uebersetzung des zweiten Theiles der heiligen Schrift, genannt Neues Testament (aus: Theologischer Jahresbericht, 1868). Insgesamt wohlwollende Rezension der 2. Auflage des Elberfelder Neuen Testaments in einer landeskirchlichen Zeitschrift. Wahrscheinlich die älteste Rezension einer Ausgabe der Elberfelder Bibel überhaupt [4 Seiten, 53 KB].

Anonym: Rez. Die heilige Schrift. Aus dem Urtext übersetzt (aus: Theologischer Jahresbericht, 1872). Insgesamt wohlwollende Rezension der 1. Auflage des Elberfelder Alten Testaments (und der 3. Auflage des Neuen Testaments) in einer landeskirchlichen Zeitschrift [5 Seiten, 62 KB].

G. Herrmann: Die Elberfelder Bibel (aus: Die Evangelisch-Lutherische Freikirche, 1926). Kritik an der Elberfelder Bibel aus konservativ-lutherischer Sicht [PDF, 5 Seiten, 49 KB].

Waldemar Brenner: Die Elberfelder Bibel. Die Geschichte einer Bibelübersetzung (aus: Der Gärtner, 1975). Fünfteilige Artikelserie von einem Autor der Freien evangelischen Gemeinden. Entgegen dem Titel weniger eine Geschichte der Übersetzung als eine Sammlung von Lebensbildern der beteiligten Personen. Stark von Walther Hermes’ Hermann Heinrich Grafe und seine Zeit (1933) abhängig; auch dessen Fehler werden übernommen [PDF, 22 Seiten, 139 KB].

Die Revision der Elberfelder Bibel im Spiegel der Zeitschriften „Die Botschaft“, „Die Wegweisung“ und „Perspektive“ (1961–2007). Zusammenstellung von Artikeln zur Revisionsarbeit [PDF, 43 Seiten, 258 KB].

Gerhard Jordy, Ulrich Brockhaus, Hartmut Jaeger: 150 Jahre Elberfelder Bibel. Vorträge der Jubiläums-Dankfeier am 18. November 2005 in Elberfeld.

Interview von bruederbewegung.de mit den Herausgebern der überarbeiteten Fassung aus dem Jahr 2004.


Links:

Bibleserver: Neben anderen Übersetzungen findet sich hier auch der komplette aktuelle Text der Revidierten Elberfelder Übersetzung zum Durchsuchen. Eine Lesefassung ohne Suchfunktion auf dem Stand von 1985 gibt es hier. Den Text der unrevidierten Elberfelder Bibel von 1927 bietet die Seite bibelkommentare.de, den Text der überarbeiteten Ausgabe (Edition CSV Hückeswagen) mit umfangreichen Suchmöglichkeiten die Seite csv-bibel.de.

Geschichte der Elberfelder Bibel: Martin Arhelger fasst die Geschichte der Elberfelder Übersetzung zusammen und stellt die beteiligten Mitarbeiter vor. Daneben bietet er ein ausführliches Literaturverzeichnis zum Thema.

Anmerkungen zur Revidierten Elberfelder Übersetzung: Martin Schweikert hat eine Vielzahl von Kritikpunkten zur Revidierten Elberfelder Bibel zusammengestellt.

Bibelübersetzung und Textkritik: Arno Hohage untersucht die Bibelübersetzungen der „Brüder“ im Blick auf den verwendeten Grundtext.

„Das Wort Gottes in deutscher Sprache so genau als möglich darzustellen“. Zum 150-jährigen Jubiläum des Elberfelder Neuen Testaments: Michael Schneider gibt einen kurzen Überblick über Entstehungsgeschichte, Textgrundlage und Textgestalt des NT von 1855 (PDF).

Überarbeitete Elberfelder / Revidierte Elberfelder: Arend Remmers, einer der Mitarbeiter an der Überarbeiteten Elberfelder Bibel, vergleicht diese mit der Revidierten.

Neubearbeitungen der Elberfelder Bibel 2005 und 2006 – ein Vergleich: Hanswalter Giesekus unternimmt denselben Vergleich, kommt aber insgesamt zu einer leichten Präferenz der Revidierten Ausgabe (PDF).

Verpasste Chance. Zur „Elberfelder Bibel 2006“: Michael Schneider rezensiert die neueste Ausgabe der Revidierten Elberfelder Bibel (PDF).

Entstehung und Entwicklung der „Elberfelder Bibel“ (Neues Testament) von der Erstübersetzung bis heute: Eine Untersuchung des Übersetzungsansatzes und eine kritische Würdigung: Die bisher wohl umfangreichste Studie zur Elberfelder Bibel wurde 2019 von Thomas Riedel als M.Th. Thesis bei der Universität von Südafrika eingereicht.

150 Jahre Elberfelder: Unbestechlich texttreu: Ulrich Brockhaus, der federführend an der Revision beteiligt war, wirft einen Blick auf Geschichte und Ziele der Elberfelder Bibel.

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